Geschichte

Der Ghana e.V. – Verein zur Unterstützung der Rural Youth Association Ghana und Partner der Niedersächsischen Landjugend (NLJ) wurde am 5. Juli 1988 offiziell gegründet. Die ersten Überlegungen wurden aber bereits 1980 während der Landesversammlung der NLJ angestellt, da das Thema der Landesversammlung damals „Dritte Welt, zwei Drittel der Welt“ war. Die Idee, sogenannte Mikroprojekte in Entwicklungsländern durchzuführen, wurde  erarbeitet: Landjugendgruppen sollten kleine, vor allem zeitlich und finanziell überschaubare Projekte im ländlichen Raum in Entwicklungsländern unterstützen. Durch diese Projekte sollte ein regelmäßiger Kontakt zwischen den Landjugendgruppen und den Gruppen vor Ort in den Entwicklungsländern entstehen, so dass durch Briefe, Fotos und Besuche die Motivation der Landjugendlichen aufrecht erhalten wird, die Projekte weiter zu unterstützen.
Über mehrere Jahre wurde über verschiedene Wege versucht, Kontakte zu Hilfsempfängern aufzubauen. 1986 kam es zum Kontakt mit Theresa Nyarko-Fofie, einer einheimischen Entwicklungshelferin der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO). Zum Start bekam Theresa 750 DM und hat damit sieben Frauengruppen über Kleinkredite aufgebaut.
Angesichts der relativ hohen Fluktuation in der Landjugend wurde 1988 schließlich offiziell der Ghana e.V. gegründet, um die Projekte langfristig abzusichern. 1990 konnte mit Hilfe von Theresa eine Kreditgenossenschaft im Wenchi-District gegründet werden. Das Startkapital betrug 10.000 DM. Da die Kreditgenossenschaft sehr gut angelaufen war und es viele Frauengruppen gab, die weiter unterstützt werden mussten, hat sich der Ghana e.V. entschlossen, Theresa ab 1991 für zwei Jahre als eigene Entwicklungshelferin zu finanzieren, da sie nicht mehr über die FAO finanziert wurde. In diesen zwei Jahren expandierten die Aktivitäten auf den benachbarten Nkoranza-District. 1993 gründete sie im Wenchi- und Nkoranza-District die Rural Youth Association (RYA), eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), die seitdem Partner der NLJ ist.
Das bislang größte Projekt startete 1993, als es dem Ghana e.V. gelang, von der niedersächsischen Landesregierung 354.000 DM Projektmittel zu erhalten. Mit diesem Geld wurden sehr viele Projekte gestartet und ausgebaut, unter anderem wurden neun Brunnen in Dörfern gebohrt. Ackergeräte wurden gekauft, es gab ein Ochsenanspannungsprojekt mit 20 Ochsenpaaren, Baumschul- und Aufforstungsprogramme, eine Pilz- und Schneckenzucht, Ausbildungsförderung und die Aufstockung des Kapitals der Kreditgenossenschaft wurde finanziert. Das war die Initialzündung für die weitere Entwicklung.
1997 startete die berühmte Aktion „Fahrräder für Ghana“. Landjugendgruppen sammelten alte Fahrräder und machten sie in diversen Workshops, unter anderem beim LaMuFe wieder funktionstüchtig. Danach wurden sie in gekauften Seecontainern zur RYA nach Ghana verschifft und dort zum Teil verkauft oder Bedürftigen zur Verfügung gestellt. 1999 gab es eine ähnliche Aktion mit Rollstühlen und Krankenhausbetten. Die Krankenhausbetten und medizinische Geräte wurden an das Emil-Memorial-Hospital in Wenchi übergeben. Als Gegenleistung werden RYA-Mitglieder in dieser Einrichtung zu besonderen Konditionen behandelt. Die verschiedenen Seecontainer wurden umgebaut und dienen mittlerweile als verschließbare Werkstatt, Kiosk, Friseursalon, Textilwerkstatt und Restaurant in Wenchi, Nkoranza und Accra.
Das Angebot, eine Ausbildungspatenschaft für einen jungen Menschen aus der RYA  zu übernehmen, wird auch sehr gut angenommen. In Ghana ist es nämlich üblich, dass das Werkzeug selbst vom Lehrling mitgebracht wird und manchmal muss sogar noch der Lehrherr bezahlt werden. Eine Landjugendgruppe oder Einzelperson kann für einmalig zu entrichtende 100 Euro einem Jugendlichen eine Ausbildung ermöglichen. Die Spender werden über den Fortschritt der Ausbildung informiert.
In den letzten zwei Jahren wurde wieder ein größeres Projekt vorangetrieben. Seit Juni 2009 befindet sich das berufliche Ausbildungszentrum für körperbehinderte und nichtbehinderte Menschen in Wenchi im Bau. Das Projekt kostet insgesamt 55.000 Euro und wird gemeinsam mit Ananse, einem Entwicklungshilfeverein aus Bielefeld, und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe (BMZ) finanziert. Nach der Fertigstellung und Einweihung im Herbst 2010 bietet das Ausbildungszentrum Ausbildungsplätze für 25 junge Menschen. Unter anderem gibt es eine Textilwerkstatt für ghanaische Kleidung mit Batik- und Nähwerkstatt und eine Metallwerkstatt, in der Metalltüren und –schränke, aber auch Hilfsmittel für Behinderte erstellt werden können. Es gibt ein Gebäude mit Übernachtungsmöglichkeiten für die Auszubildenden und ein Gebäude für Physiotherapie und Seminare.
Die Ideen für die Aktivitäten in Ghana werden ausschließlich in der RYA entwickelt und entschieden. Im Ghana e.V. wird aufgrund des regelmäßigen Kontakts mit Theresa und den gegenseitigen Besuchen entschieden, ob und wofür weitere Unterstützung gewährt wird.
Mittlerweile hat der Ghana e.V. bundesweit über 120 Mitglieder, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Projekte weiter zu unterstützen und auszubauen.